Karte
 

Franz Löschke ist Europameister

Finsterwalder Triathlet holt sich mit Elite-Team den Titel in Kopenhagen

Autor
Frank Claus
 
Datum
04/07/2007
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichworte
franz loeschke
kopenhagen
triathlon em
triathlon
Foto/Abbildung
Frank Claus

So sehen Sieger aus: Franz Löschke aus Finsterwalde inmitten der ganz Großen der Branche: Sebastian Dehmer (l.), und der Bronzemedaillengewinner im Einzel, Daniel Unger (r.). In Kopenhagen wurde er im Team Europameister.

Kopenhagen. Das war ein Paukenschlag: Der 18-jährige Finsterwalder Triathlet Franz Löschke holte sich am Sonntag bei den Europameisterschaften in Kopenhagen mit der deutschen Elite-Mannschaft den Titel (die RUNDSCHAU berichtete). Und dabei sollte er in dieser Klasse eigentlich gar nicht starten.

Als Franz Löschke, der am Olympiastützpunkt in Potsdam trainiert und lernt, am Sonnabend seinen Wettkampf in der Juniorenklasse absolviert hatte, war er geknickt. Platz 31 – da hatte er sich mehr versprochen. Und weil man an frischer Luft am besten das Gemüt beruhigen und den Kopf wieder frei bekommen kann, setzte er sich am Sonntagmorgen mit seinem Mitstreiter aufs Rad, um «auszuradeln», wie die Triathleten das Lockern der Muskeln nennen. Doch zuvor hatte er gegenüber Bundestrainer Roland Knoll noch gescherzt und gemeint: «Vielleicht braucht ihr für die Eliteklasse ja noch einen Mann.»

Was früh noch witzig gemeint war, wurde schneller Ernst als angenommen: Durch den Ausfall von Jan Frodeno, der am Tag zuvor im Einzel Vizeeuropameister geworden war und den Probleme an der Archillessehne plagten, die Erkältung von Steffen Justus und den Sturz von Maik Petzold war der Start der Elite-Mannschaft gefährdet. «Wir haben uns mit der Entscheidung Zeit bis vier Stunden vor dem Start gelassen», meinte Rolf Ebeling, Sportdirektor und Cheftrainer der Deutschen Triathlon-Union auf RUNDSCHAU-Nachfrage. Das Ergebnis von Löschke vom Vortag hatte die Verantwortlichen nicht weiter angehoben. «Wir wussten, dass der Franz mehr drauf hat, wenn er seine Nervosität abstreift», meinte Ebeling. Und er sollte Recht behalten.

Als Löschke mit seinem Partner nach dem Ausradeln gegen 14 Uhr im Stadion ankam, um die Wettkämpfe der Frauen und Juniorinnen zu verfolgen, holte ihn der Bundestrainer zu sich und informierte ihn von der Entscheidung. Er würde Deutschland gemeinsam mit dem Bronzemedaillengewinner im Einzel, Daniel Unger, und Sebastian Dehmer in der obersten Männerklasse vertreten. Und das als 18-jähriger Junior!

Viel Zeit war nicht mehr. Startvorbereitungen und vor allem konzentrieren! Dabei zeigte sich die dänische Hauptstadt triathlonbegeistert. Viele Menschen hatten die Wettkämpfe verfolgt und die Staffel ist bekanntlich immer etwas besonders. Würde das eigens aus Deutschland mitgebrachte beschriebene Stoffband helfen? Der mitgereiste Vater, der Bruder und der Großvater mit seiner Lebenspartnerin hatten es an einer Straßenbrücke befestigt und darauf die Brandenburger Starter Stefan Zachäus, Sarah Zaborowski und eben ihren Franz mit Sprüchen angefeuert.

Um 18 Uhr fiel der Startschuss. Als zweiter Starter konnte er in der ersten Disziplin – 300 Meter Schwimmen in einem Fluss – die herausgeholten 20 Sekunden seines Vorgängers nicht halten. Er stieg aber dennoch als Erster aufs Rad, um die acht Kilometer durch Asphaltstraßen Kopenhagens zu absolvieren. Und obwohl er vor dieser Disziplin den meisten Bammel hatte, blieb er vorn. Mit einem glänzenden Wechsel auf die Zwei-Kilometer-Laufstrecke kam er schließlich immer noch als Führender ins Ziel und übergab an den Schlussstarter, der die deutsche Staffel souverän zu Gold führte.

Unbeschreiblicher Jubel! Als Junior mit der Mannschaft gegen Europas Spitzenklasse bestanden und Portugal und Russland auf die Plätze verwiesen. Genial.

Und wie sieht es Franz? Erst gegen 19 Uhr konnte die RUNDSCHAU mit ihm telefonieren, davor saß er bereits wieder zu Trainingszwecken im Sattel. Hat ihn die Nominierung überrascht?

Klar, obwohl – die Ausfälle waren natürlich auch ihm nicht verborgen geblieben. Doch würde ihn die Auswahl treffen? So recht hatte er daran nicht mehr geglaubt, obwohl er wusste, dass viele der Großen im Einzel am Vortag auch Körner lassen mussten. «Ich bin stolz, dass ich so gut mithalten konnte», sagte er gestern bescheiden und berichtet von keinen überschwänglichen Feiern. «Wir haben alle ein Glas Sekt zusammen getrunken.»

Fast scheint es, als hätte der Abiturient, der einst bei Jürgen Hartmann in Finsterwalde zum Klasse-Schwimmer entwickelt worden war und der dann von Marlies Homagk im Neptun-Sportverein das Einmaleins des Triathlon eingeimpft bekam, Kopenhagen schon wieder abgehakt.

Nun steht das Trainingslager in Lindow an, um sich für die Deutschen Meisterschaften am 14. und 15. August vorzubereiten. Mutter Anette blieb nicht einmal Zeit, ihren Franz kräftig zu drücken. «Ich werde ihn wohl erst nach den Deutschen Meisterschaften wiedersehen», sagt die Frau, die von Beruf Hebamme ist und sich so lange mit den kleineren, süßen Erdenbürgern begnügen muss. Fast scheint es, als seufzt sie am Telefon ein wenig, als sie sagt: «Wir haben ja das Handy.»

Franz Löschke hat indes jetzt nur ein Ziel: Sich mit seinem Landestrainer Ron Schmidt bei den Deutschen Meisterschaften für die Weltmeisterschaften im September in Hamburg zu qualifizieren. Franz, ganz Elbe-Elster drückt Dir dafür die Daumen!



Verwandte Zeitungsartikel

31/08/2007
Finsterwalder Triathlet vor seiner ersten WM
Vorbericht zu Franz Löschkes großen Tag

16/03/2007
"Keine Lust mehr aufs Kachelzählen"
Portrait über Franz Löschke aus der MAZ

08/02/2005
In Kader berufen
Franz Löschke wurde in den D/C-Kader berufen