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"Ein nettes Wort kostet mich nischt"

Uwe Schwarze ist der Schwimmmeister von Doberlug-Kirchhain

Autor
Heike Lehmann
 
Datum
02/08/2002
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichworte
uwe schwarze
wasserwacht
Foto/Abbildung
Heike Lehmann

Uwe Schwarze ist der Schwimmmeister in Doberlug-Kirchhain. Mit seinem Rettungsbrett ist er ganz schnell.

Die guten Seelen

Die Schwimmmeister sind die guten Seelen der Freibäder und Badeseen. Sie sind für Ordnung und Sicherheit im und am Wasser zuständig. Was das heißt, will die RUNDSCHAU ergründen: Und was haben Sie für Erfahrungen und Erlebnisse in hiesigen

Bädern und unseren Stränden gemacht? Wer hat ein Lob verdient, wo hat es Ihnen weniger gefallen und warum? Schreiben Sie an die Lausitzer Rundschau in 03238 Finsterwalde, Leipziger Straße B. Sie können auch mailen:.

Doberlug-Kirchhain. Er hat wohl seinen Traumberuf gefunden. Uwe Schwarze lebt auf, wenn er im und am Wasser agieren kann. Das ist seine Welt, für die er sich mächtig ins Zeug legt. Dabei kommt der 39-Jährige beruflich aus einer ganz anderen Richtung.

Seit 1995 ist der durchtrainierte Uwe Schwarze bei der Stadt Doberlug-Kirchhain angestellt als Schwimmmeister. Von November bis Mai versieht er seinen Job in der Schwimmhalle im Stadtteil Doberlug, von Mai bis zum Sommerende am Strand in Bad Erna. Beruflich war es damals ein harter Schnitt für ihn. Bis dahin verdiente Uwe Schwarze nämlich als Glasschleifer im Glaswerk Schönborn seine Brötchen. Als das immer aussichtsloser wurde, schaute er sich nach Alternativen um. Der Triathlet fragte bei der Stadt nach. Zu einem günstigen Zeitpunkt, denn auf eine Ausschreibung für einen Schwimmmeister hatte sich niemand gemeldet.

Schwarze brachte offenbar die richtigen Voraussetzungen mit. Er ist ehrgeizig, verantwortungsbewusst und kontaktfreudig. Seine Rettungsschwimmerprüfung hatte er bereits vor der Armeezeit abgelegt. Den A- und den B-Schein als Rettungstaucher machte er, als er den neuen Job hatte. Seit diesem Jahr ist er Tauchlehrerassistent. Das heißt “ich kann ausbilden - in Theorie und Praxis. Nur die Prüfung darf ich nicht abnehmen”, erklärt er.

Am Strand in Bad Erna lernt er die unterschiedlichsten Menschen kennen. Vom Baby bis zum Rentner. Charakterlich reiche die Palette von lieb bis jähzornig, erzählt er schmunzelnd. Für fast jeden hat er ein nettes Wort parat. “Das kostet mich doch nischt “, schmunzelt er und meint: “Es schafft aber Zutrauen.” Einer “seiner” Dauergäste ist “der Franzose”. “Der ist schon über 70, schwimmt aber bei schönem Wetter immer seine zwei Kilometer. ,Franzose’ nenne ich ihn, weil er oft von der französischen Gefangenschaft erzählt. Wie er richtig heißt, weiß ich gar nicht.” Wenn der Badeteich in Bad Erna gut besucht ist, dann vergnügen sich hier etwa 300 bis 400 Gäste - nicht zu vergleichen mit früher, meinte Schwarze, als es in Spitzenzeiten bis zu 800 waren. Am 24. August wird hier ordentlich was los sein, wirbt er für eine Triathlon-Veranstaltung, die er mit vorbereitet hat. Im Winter ist er beispielsweise mit seinem Hund übers Eis gelaufen und hat die Strecke abgemessen.

Als Badegewässer ist Bach Erna eigentlich nur zu empfehlen, so der Schwimmmeister, der selbst jeden Morgen seine Runden im Wasser dreht. Zwei Leinen schwimmen im Wasser. Die eine grenzt den Nichtschwimmerbereich ab, die andere markiert eine 50-Meter-Strecke im Schwimmerbereich. “Die habe ich speziell für Schulklassen gezogen, soll heißen: bis hierhin und nicht weiter”, erklärt er die Bad Ernaer Badeordnung. “Die Wasserqualität ist sehr gut, nicht zuletzt, weil die Stadt jedes Jahr kalkt. Alle 14 Tage kommt die Hygiene kontrollieren”, berichtet der Schwimmmeister. Für die intakte Natur spricht, dass es hier Fische, Enten, Blesshühner, Haubentaucher und Schwäne gibt. Ja, sogar der Rote Milan fühlt sich hier heimisch.

Zu den Aufgaben von Uwe Schwarze gehört auch, den Eintritt zu kassieren -1 Euro für Erwachsene und 50 Cent für Kinder. Kommen Boote zu nah in den Schwimmbereich, springt er ins Wasser und schwimmt hin, um sie fern von den Badenden zu halten. Immer mal wieder streift er sich den Taucheranzug über und sammelt vom Grund des Teichs, was Unvernünftige hier “entsorgen”. So manche Flasche fördert er dabei zu Tage. Wie schnell hat sich ein Kind daran verletzt? Ein zerschlagenes Sektglas - eine Hinterlassenschaft Feiernder - hat mal einem Kind den Fuß zerschnitten, weil es reingetreten ist in die spitzen Scherben.

Vor drei Jahren hat Uwe Schwarze ein Kind aus dem, Wasser gezogen. Der Sechsjährige war an der 50-Meter-Boje von der Luftmatratze gefallen. Jemand hat gerufen: “Was ist denn mit dem Jungen los?” - und schon war der Schwimmmeister mit dem schnellen Rettungsbrett auf dem Wasser. Die Eltern des Jungen hielten sich an der Gaststätte auf. “Es ist nichts weiter passiert, aber die Aufsichtspflicht bleibt in jedem Fall bei den Eltern”, unterstreicht Schwarze.

Knapp war es mal, als ein allergisches Kind von einer Wespe gestochen wurde. “Da habe ich sofort die Rettung gerufen, die kamen auch ganz schnell. Der Arm war schon ganz dick”, erinnert er sich und klopft sofort dreimal auf Holz, dass das nie wieder passieren möge. Froh ist er, dass die Stadt mit Hilfe der Bundeswehr den alten Sprungturm mit Fundament abgebaut hat - das war immer eine große Unfallquelle.

Trotz Sieben-Tage-Arbeitswoche macht Uwe Schwarze einen sehr ausgeglichenen Eindruck. Es kommt vor, dass die Leute ihn als “Mädchen für alles” betrachten, auch mal wissen wollen, wo der ein oder andere seinen Bungalow hat. Da kann er natürlich nicht helfen. Wenn er sonst auch gern hilft.