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Was hat das Politbüro mit der Finsterwalder Schwimmhalle zu tun?

Karl-Heinz Fränkel, damals Bürgermeister, kramt in seinen Erinnerungen

Autor
Dieter Babbe
 
Datum
20/11/2004
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichworte
geschichte
schwimmhalle
Foto/Abbildung
Dieter Babbe

Die ersten Schwimmer, die bei der Eröffnung ins Becken springen durften.Bürgermeister Fränkel weihte die Halle ein.

Erinnern Sie sich? - Freikarten für Schwimmhallen-Geschichten

Wer einst gern die Finsterwalder Schwimmhalle besucht hat, der wird die Sportstätte jetzt nicht wiedererkennen – sie lädt zum vielfältigen Wasservergnügen ein. Von den molligen Temperaturen im Wasser und außerhalb, dem Sprudelbecken, der langen Rutsche, der modernen Sauna . . . konnte man früher nur träumen. Und doch hatte sich die Stadt dazu entschieden, die alte Halle nicht komplett abzureißen, sondern daraus ein modernes Schwimmbad zu zaubern. Erinnern Sie sich noch an den 1. September 1978, als die Schwimmhalle das erste Mal eröffnet wurde? Wie war das damals aus Ihrer Sicht? Sind noch alte Fotos erhalten? Nicht nur viele Finsterwalder haben hier das Schwimmen erlernt – wie war das und wer hat Ihnen dabei geholfen? Schul- und Vereinsschwimmen sorgten immer wieder für Leben in der Halle – woran erinnern Sie sich da gern?

Drei Leser können je zwei Freikarten zum Besuch der neuen Finsterwalder Schwimmhalle gewinnen, wenn sie ihre Erinnerungen aufschreiben und an die Lausitzer Rundschau schicken. Unsere Adresse: Leipziger Straße 8 in 03238 Finsterwalde, E-Mail:, Fax: 03531 717428, Telefon: 03531 717421.

Finsterwalde. Heute in einer Woche können die Finsterwalder und ihre Gäste erstmals nach jahrelanger Schließung endlich wieder von ihrer Schwimmhalle Besitz ergreifen. Von 10,5 Millionen Euro ist die Rede, die die Stadt vor allem als Fördergeld in die Sportstätte gesteckt hat, um daraus eine attraktive Schwimmhalle zu machen – deren Grundmauern bereits im Jahre 1978 errichtet wurden. Einer, der sich an die Eröffnung am 1. September vor 26 Jahren noch gut erinnern kann und für den sie persönlich ein ganz besonderes Erlebnis war, ist Karl-Heinz Fränkel (82), von 1969 bis 1987 Bürgermeister von Finsterwalde, der seit einigen Jahren in Rahnsdorf in Berlin-Köpenick lebt. Lausitzer Rundschau telefonierte gestern mit ihm.

Schwimmhallen waren in den 70er Jahren in der DDR in solch kleinen Städten wie Finsterwalde eher eine Seltenheit. Wie kam die Stadt eigentlich zu diesem «Privileg»?

Das hing vermutlich mit dem Besuch von Hermann Axen zusammen. Der Mann war damals im Politbüro zwar für die Außenpolitik zuständig, als Volkskammerabgeordneter hatte er aber bei uns seinen Wahlkreis. Als er mal einen ganzen Tag lang in Finsterwalde weilte, führte ich ihn auch durch die Stadt. Er zeigte sich ziemlich beeindruckt von unserem Stadion, der Sporthalle, vom Freibad. Und dann kam seine Frage: «Und habt Ihr auch ein Schwimmbad mit Dach»? Als ich verneinte, meinte er noch lax: «Und warum nicht«» Damit war die Angelegenheit an dem Tag erst mal erledigt, aber ab dann kam die Sache ins Rollen.

Wenn Städte damals Schwimmhallen bauen durften, was ja nicht die Kommune, sondern höhere staatliche oder Parteiorgane entschieden, ähnelten sie sich meist im Baustil. Konnten die Finsterwalder Stadtväter beim Bau dennoch ein Wörtchen mitreden?

Darum bemühten wir uns jedenfalls. Es gab die Idee, das Innere der Halle künstlerisch aufzuwerten. So ist an der großen Wand ein riesiges Bild entstanden, dazu bin ich zu einem Professor in Berlin, dessen Namen ich vergessen habe, gefahren. Er hat mit seinen Studenten dieses Kunstwerk entworfen und angefertigt. Das hat uns immerhin zusätzlich über 20 000 Mark gekostet.

Die neue Finsterwalder Schwimmhalle «fiWAVE» wirbt nicht nur mit dem Spaß im Wasser, sondern, dass hier auch weiterhin der Sport im Mittelpunkt steht. Schwimmen kann man nicht überall in den Hallen, der Sprungturm mit einem Ein- und Drei-Meter-Brett ist sogar einmalig.

Das war schon damals so. Wir sind in der Gegend herumgefahren und haben uns die anderen Schwimmhallen angesehen. Dabei haben wir festgestellt: Ins Wasser springen konnte man nirgendwo. Da stand fest: Finsterwalde braucht einen Sprungturm als Attraktivität.

Mit dieser Halle hat Finsterwalde ihr Renommee als Sport- und Schwimmstadt noch einmal unterstrichen – lange vorher wurde die Stadt ja mit ihrem Sport- und Schwimmstadion «berühmt», viele bedeutende Wettkämpfe fanden hier statt.

Viele Besucher, auch aus dem Westen, die zu uns kamen, waren schon über unsere vielen und damals modernen Sportstätten überrascht. Die Stadt ist damals sogar ausgezeichnet worden – und ich bekam den Vaterländischen Verdienstorden.

Haben Sie als Bürgermeister die Schwimmhalle selbst genutzt?

Ich war schon immer ein Wassermann und bin hier gern schwimmen gegangen. Neugierig bin ich natürlich auf die alte neue Schwimmhalle.

Sie werden bei der Eröffnung dabei sein?

Das hatte ich mir eigentlich vorgenommen, doch nächste Woche muss ich erstmal für ein paar Tage ins Krankenhaus. Nichts Schlimmes, aber den nächsten Besuch in Finsterwalde und in der Schwimmhalle muss ich etwas verschieben.



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