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Künftig Tennis spielen im alten Schwimmstadion?

Im Rathaus denkt man über eine Schließung des Freibades nach

Autor
Dieter Babbe
 
Datum
19/10/2005
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichwort
schwimmhalle

Finsterwalde. Für das «Schwimmstadion der Freundschaft» brachte die Saison 2005 einen neuen «Negativrekord» bei den Besuchern (die RUNDSCHAU berichtete). Wurden im Bomben-Wetterjahr 1998 noch fast 29 000 Badegäste gezählt, waren es ein Jahr später nur noch 22 000, im Jahre 2000 ganze 17 000 Besucher. Im tropischen Hitze-Sommer 2003 drängelten sich alleine an manchen Tagen nahezu 1000 Sonnen- und Wasserhungrige im Freibad. In diesem Jahr verliefen sich allerdings ganze 8908 Leute in dem weiten Areal am Ponnsdorfer Berg – während die Kosten noch nie so hoch waren wie diesmal. Im Schloss wird ernsthaft die Frage diskutiert – und sie scheint schon fast beantwortet zu sein: Können wir uns das Schwimmstadion noch leisten?

Bereits nach der Eröffnung der rekonstruierten und modernisierten Schwimmhalle bezeichnete Bürgermeister Johannes Wohmann 2005 gewissermaßen als das Schicksalsjahr für das über 50 Jahre alte Schwimmstadion im Norden der Stadt. Erstmals in der Finsterwalder Geschichte sind beide Bade- und Schwimmeinrichtungen den Sommer über geöffnet gewesen – was nicht mit einem gewaltigen Besucherandrang weder im Freibad noch in der Schwimmhalle belohnt wurde. Für den Bürgermeister steht – da auch der festgelegte jährliche städtische Zuschuss von 1,2 Millionen Euro für die Schwimmhalle bei weitem nicht reichen wird – fest: «Wir müssen jetzt nachdenken, ob wir uns das Schwimmstadion noch leisten können.» Und er verweist darauf: Viele andere Kommunen in der Region haben ihre Freibäder längst geschlossen. Es scheint, man ziert sich bei der Stadt noch, längst Beschlossenes öffentlich kund zu tun – weil die Finsterwalder an ihrem Schwimmstadion hängen – nicht nur über Jahrzehnte hier ihre Freizeit und Ferien verbracht und tolle Meisterschaften erlebt haben, so manche gibt es noch, die das Schwimmstadion mit ihrer eigenen Hände Arbeit aufgebaut haben.

Dabei hat die Stadt für den Fall der Schließung längst vorgesorgt: Bei der aufwändigen Modernisierung der Schwimmhalle ist bereits ein so genannter Tiefenkeller entstanden, der alle Technik unterbringen kann, die für ein zusätzlich angebautes Freibecken an der Halle benötigt wird. Das hat man sich im Rathaus über 1,5 Millionen Euro kosten lassen, die aus der eigenen Stadtkasse bezahlt wurden, weil keine Förderstelle dieses Sümmchen übernehmen wollte.

Wie konkret man sich in den Schlossstuben bereits mit dem Gedanken beschäftigt, vom Schwimmstadion Abschied zu nehmen und im Sportpark an der Bürgerheide Ersatz zu schaffen – letztlich auch um die Schwimmhalle im Sommer attraktiver zu machen, zeigt eins: Man weiß schon, was aus dem Freibad werden könnte, damit aus dem Abschied kein kompletter Abriss werden muss. Von Bauamtsleiter Frank Zimmermann kam diese Idee: Wenn die Schwimmhalle ein beheiztes Freibecken bekommt, wird auch eine Liegewiese zum Sonnen und ein kleiner Beachvolleyballplatz gebraucht. Doch dafür ist in westlicher Richtung zum Stadion hin, wo das Becken vorgesehen ist, kein Platz mehr, man bräuchte noch die südliche Fläche zu den Tennisplätzen – die dann allerdings geopfert werden müssten. Aber Frank Zimmermann hat bereits einen neuen, einen besseren Standort für diese Sportart und den regen Verein: das alte Schwimmstadion. «Wir haben hier die sanitären und sozialen Einrichtungen, die Sitzterrassen für Besucher und ideale Lichtverhältnisse», sieht der Bauamtsleiter die neue Tennisanlage schon vor sich. Und die großen Becken sind schnell mit Bauschutt gefüllt – von dem die Stadt reichlich hat. Ein Umzug dürfte den Tennisspielern nicht all zu schwer fallen, meint man im Rathaus: Der jetzige Platz ist nicht der beste, weil viel zu feucht.

Doch so schnell werden die Tennisbälle am Ponnsdorfer Weg nicht fliegen. Denn auch für die Verwirklichung dieser Idee braucht man Geld – möglichst geschenktes Geld. «Da es sich hier um keine Stadt-, sondern um eine Vereinsanlage handelt, muss ich erst nach den richtigen Fördertöpfen suchen – die habe ich bis jetzt noch nicht gefunden», nennt Frank Zimmermann das Hauptproblem.

Dennoch gilt als sicher: Die Lebensuhr vom Finsterwalder Schwimmstadions läuft ab. Die Alternative: eine dringend notwendige und umfassende Rekonstruktion. Doch dafür hat die Stadt kein Geld. Und immer weniger die Menschen, die die Freizeitstätte nutzen.



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