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100 Jahre und immer noch fit wie'n Turnschuh

Kurt Bischof feiert morgen seinen Ehrentag / Der Jubilar ist dem Sport eng verbunden

Autor
Olaf Umbreit
 
Datum
01/12/2000
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichwort
kurt bischof
Foto/Abbildung
Olaf Umbreit

Kurt Bischof - morgen wird er 100 Jahre alt. Der Sport hat ihn bis heute fit gehalten.

Finsterwalde. Am ersten Advent, dem 3. Dezember, wird Kurt Bischof 100 Jahre alt. Im Kreis seiner Kinder will er am Sonntag das Jubiläum im Seniorenzentrum Finsterwalde feiern. Auch die Sportfreunde werden am Nachmittag gratulieren.

Die 100 sind ihm nicht anzusehen. In lockerer Freizeitkleidung treffen wir Kurt Bischof an seinem liebsten Ort - in der Schwimmhalle. Gelassen und fröhlich lässt er sich hier vom RUNDSCHAU-Fotografen. ablichten. “Nun ist aber genug. So viele Bilder von einem Alten, das muss nicht sein”, beendet er schließlich die Fotoarbeiten.

Dann wendet er sich Jürgen Hartmann, Trainer beim Schwimmverein “Neptun 08” zu und will wissen, ob denn heute auch die Schwimmanfänger kommen. Er will wieder dabei sein, wenn Finsterwalder Jungen und Mädchen ihre erste Bekanntschaft mit dem Wasser machen.

So ist er eben.

Liebevoll kommt von allen Seiten ein “Hallo, Kurte”. Mütter und Väter, die ihn als Kinder schon kennen gelernt haben, zeigen ihm stolz ihre Kleinen. Kurt Bischof streichelt mit frohem Blick die Wangen der Kinder. “Man kann nicht genug für sie tun”, überlegt er kurz und sucht einen Spruch an der Wand im Eingangsbereich der Schwimmhalle. Da er nicht zu sehen ist, zitiert er den Text einfach aus dem Gedächtnis:

Die Kinder sind das Schönste in der Stadt, nicht Stahl, nicht Glas, nicht kunstbehauner Stein. Unsere Städte sollen Kindern Gärten sein.

Viele Generationen hat Kurt Bischof zum Sport und beim Sport begleitet.

Noch oft am Wasser

Seit frühester Jugend ist er dem Sport eng verbunden. Erst war es die Leichtathletik, die ihn begeisterte, und später, als er auf Anraten des Arztes das Laufen einstellen musste, der Schwimmsport. Vom Sportplatz kommend, sang er oft Wander- und Marschlieder in der Gemeinschaft. Und als Sängerstädter singt er auch heute noch so manches Volkslied, z. B. in der Therapiegruppe im Seniorenheim “Albert Schweitzer” in Finsterwalde.

Im Sportverein “Neptun 08” hat Kurt Bischof seine Heimat, Freude und Freunde gefunden.

Als er kürzlich aus der Bergmühle, wo er seit 1976 gern wohnte, ins Seniorenheim zog, fiel ihm das nicht leicht. Aber mit Hilfe seiner Nichte und seines Neffen konnte er sich ein schönes Einzelzimmer, die sehr begehrt sind, erkämpfen. Damit ist er nun sehr zufrieden. Hier will er nicht mehr wegziehen. Die Neptun-Leute besuchen ihn oft. Familie Homagk und die anderen sind “alle freundlich zu mir und helfen auch”.

In seinem Zimmer findet man Kurt Bischof selten. Er braucht immer Trubel um sich. Deshalb ist er viel im Empfangsbereich des Seniorenhauses anzutreffen.

“Heute zieht’s mich nicht mehr ins Wasser, sondern ans Wasser. Als ‘Neptunmann’ freue ich mich über die Erfolge der jungen Leute im Schwimmen und Triathlon”, beschreibt er seine Sportbegeisterung. Auch im Fernsehen verfolgt er am liebsten die Sportereignisse. “Beim Fußball ist mir egal, wer gewinnt, die sollen nur vernünftig spielen. Die harten Kämpfe und die vielen Fouls gefallen mir nicht”, stellt Kurt Bischof als fairer Sportsmann fest. Die Spiele von Energie Cottbus verfolgt er sehr aufmerksam. “Cottbus ist das Beste, was wir haben, aber ein verrückter Fan bin ich nicht”, sein Fachkommentar.

Der durch das große Geld geprägte Sport ist nicht sein Fall: “Wir waren noch zufrieden mit einer Urkunde oder einem kleinen Anstecken.”

Die Frage nach seinem Rezept für das Erreichen der 100 ist fast überflüssig, aber Kurt Bischof fasst in seiner Art die Antwort kurz: “Sport treiben, nicht saufen, nicht rauchen, vernünftig leben und viel Interesse am Verein haben.”

Er ist nicht so fürs Feiern. Auf die 100-Jahr-Feier angesprochen kommt von ihm nur: “Was gefeiert werden muss, muss eben gefeiert werden.”

Nicht zu teuer machen

Dann ist er schon wieder beim Thema Kinder. Den Eltern gibt er den Ratschlag: “Schickt eure Kinder in die Schwimmhalle. Ein Kind muss schwimmen können.”

Über den geplanten Ausbau der Schwimmhalle hat er schon etwas gehört. Er kennt ja auch den Johannes gut, meint er, und gibt gleich seinen Wunsch an den Bürgermeister mit: “Hoffentlich wird’s in der neuen Schwimmhalle nicht zu teuer für die Kinder.”

Seine Blicke gehen immer wieder zum Beckenrand. Der Schwimmkurs für die Vier- bis Achtjährigen beginnt. Kurt Bischof will nun los. Er ist wieder dabei, wenn die Kleinen ihre Ängste vorm nassen Element überwinden. “Kurte” und die Kinder, nicht wegzudenken aus der Schwimmhalle.

Beim Hinausgehen fällt ein gerahmtes Gedicht neben dem Cola-Automaten auf. Siehe da, es ist der gesuchtes Spruch! Wortwörtlich hatte Kurt Bischof den Autor Gerd Eggers und sein Credo wiedergegeben.



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