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Vereine sollen mehr für Sportstätten zahlen

Abgeordnete: «Stadt hat soziale Verantwortung» / Aus für Schwimmstadion in Sicht

Autor
Dieter Babbe
 
Datum
08/12/2006
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichworte
freibad
schwimmhalle

Finsterwalde. Die Stadt Finsterwalde kann es sich finanziell nicht mehr leisten, insbesondere den Vereinen wie im bisherigen Umfang subventionierte Eintrittspreise für die Sportstätten zu gewähren. Auch für Schulen, wenn sie Sportstätten der Stadt nutzen, sollen die Gebühren deutlich steigen und den tatsächlichen Kosten angepasst werden. Die Eintrittspreise für die Bevölkerung insbesondere in der Schwimmhalle sollen dagegen unverändert bleiben, das gilt auch für das Schwimmstadion – wobei das wohl seinem Ende entgegen geht. Das sind die Signale, die jetzt aus dem Rathaus dringen – und für heftige Diskussionen sorgen.

Danach ist vorgesehen, dass Vereine erstmals seit der Wende einen Gebührenanstieg in Kauf nehmen und künftig etwa die Hälfte der tatsächlich anfallenden Kosten übernehmen sollen. In gleichem Zuge soll es weitere finanzielle Nachlässe dafür, wenn aus den Vereinen Kinder und Jugendliche die Sportstätten nutzen, nicht mehr geben. Hier habe sich die Stadt bisher «eine verdeckte Sportförderung» pro Jahr von 250.000 Euro geleistet, wozu sie inzwischen nicht mehr in der Lage sei, erklärte Bürgermeister Johannes Wohmann, als er jetzt ein «Diskussionspapier» im Werksausschuss des städtischen Bäder- und Sportstättenbetriebes vorstellte.

Darin sind zum Teil gravierende Veränderungen für die einzelnen Sportstätten vorgesehen, wenn Vereine sie nutzen. So soll die Gebühr in der Schwimmhalle für eine Bahn von jetzt 3,92 Euro auf 23,70 Euro steigen. Für die Sporthalle in der Tuchmacherstraße ist ein Anstieg von bisher 3,54 Euro auf 18,31 Euro vorgesehen. Der Hauptplatz vom Stadion des Friedens soll künftig 71,50 Euro pro Stunde kosten, bisher wurden im Schnitt 3,38 Euro verlangt. Die Stadt verspricht sich durch diese Preisanstiege Mehreinnahmen von über 82.000 Euro im Jahr.

Deutlich teurer wird es auch für die Schulen. Müssen die gegenwärtig für den Schwimmsport 66,66 Euro pro Stunde für drei Bahnen zahlen, soll jetzt eine kostendeckende Gebühr pro Bahn erhoben werden – und die liegt bei 47,40 Euro. Die Stadt sei sich im klaren, dass sie einen «dramatischen Vorschlag» zur Diskussion stelle, wie Wohmann es formulierte.

Dieser Formulierung könne sie nur zustimmen, meinte Marlies Homagk (BfF) im Ausschuss. Aus dieser neuen Gebührenordnung leite sie ab, dass sich «Vereine dafür entschuldigen müssen, dass sie Kinder und Jugendliche in ihren Reihen haben» . Sollten die Entgelte in dieser Höhe beschlossen werden, würden Vereine ihre Stunden in den Sportstätten reduzieren müssen, und die Stadt ihre Einnahmeerwartungen auch – «was soll das für einen Sinn machen» . Höhere Kosten für die auswärtigen Schulen werde zur Folge haben, dass Schwimmschüler abwandern, weil die Schulträger sich andere Schwimmhallen suchen, befürchtet Marlies Homagk. Roland During (Linkspartei.PDS) appelierte an die «soziale Verantwortung der Stadt». Wenn die Stadt ihre Sportstättengebühren für Vereine so drastisch erhöhe, seien die gezwungen, ihre Mitgliedsbeiträge anzuheben. «Dann müssen sich viele Familien aus den Vereinen verabschieden und die Kinder sitzen auf der Straße – das kann nicht im Sinne der Stadt sein.»

Die Stadt müsse mit dem neuen Gebührenvorschlag ein deutliches Zeichen setzen, verteidigte Bürgermeister Wohmann das vorgelegte Papier: «Wenn wir die Nutzer nicht mehr als bisher an den steigenden Kosten beteiligen, dann müssen wir Leistungen in den Sportstätten einschränken – und das wollen wir nicht.» Wohmann wehrte sich auch dagegen, dass die Stadt anderen Schulträgern Sportstätten zu subventionierten Preisen zur Verfügung stelle.

In der Ausschussdebatte ging es auch um die Zukunft des Schwimmstadions der Freundschaft. Die Stadt habe nicht die Absicht, über den Erhalt hinaus Geld in die Freizeitstätte zu stecken. Sollte es zu einer technischen Havarie kommen, werde das Schwimmstadion geschlossen. Ansonsten, so machte Wohmann deutlich, beabsichtige die Stadt, vor der Schließung des Schwimmstadions am Ponnsdorfer Weg ein neues Freibecken an der Schwimmhalle in Betrieb zu nehmen «die Stadt braucht als Mittelzentrum auch ein Freibad», argumentiert der Bürgermeister. Für einen Neubau im Sportzentrum sind im Haushalt des Bäder- und Sportstättenbetriebes für nächstes Jahr 150.000 Euro für Planungskosten eingestellt, der Bau selbst werde 2,9 Millionen Euro kosten.

Der Entwurf der neuen Entgeltordnung für die Sportstätten soll jetzt erst diskutiert und im Sommer zum Schuljahresbeginn wirksam werden, lautete der Vorschlag der Verwaltung. Peer Mierzwa (SPD) regte an, den drastischen Gebührenanstieg auf Jahre zu verteilen, «um so zu testen, wo die Schmerzgrenze liegt».



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