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«Freibad darf nicht sterben»

Christian Homagk: Werk der Väter sollte wieder saniert werden

Autor
Dieter Babbe
 
Datum
22/06/2007
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichwort
freibad

Finsterwalde. «Eine Schweinerei» wär’s, schimpfte Otto Städter, wenn die Stadt das Schwimmstadion wirklich schließen würde. Sein Herz hängt dran: Der 78-Jährige gehörte 1954 zu den vielen freiwilligen Erbauern des Freibades am Ponnsdorfer Berg, er mischte sich gestern Abend auf dem Marktplatz mit unter die etwa 300 meist jugendlichen Teilnehmer, die für den Erhalt der traditionsreichen Sportstätte demonstrierten.

Zuvor traf man sich auf dem Alexanderplatz, marschierte zum Marktplatz, drehte hier eine Runde und versammelte sich dann um den neuen Springbrunnen. Stadtverordnete Edelgard Knispel forderte die Teilnehmer auf, laut «Wir sind das Volk» zu rufen, «damit man es im Rathaus hört». Als Kinderärztin wisse sie von den Problemen in vielen Familien, dass manche sich einen Besuch in der Schwimmhalle nicht leisten könnten, wo jetzt ein Außenbecken für drei Millionen Euro angebaut werden soll. Das Geld sollte lieber ins Freibad mit dem Zehn-Meter-Turm und seinen Sport- und Grünflächen, wo auch Ferienspiele möglich seien, gesteckt werden. «Wir wollen, dass das Freibad erhalten bleibt», forderte sie unter Beifall. Stattdessen werde «das Werk der Väter» auf Verschleiß gefahren, kritisierte Christian Homagk, Stadtverordneter und Sportaktiver in Finsterwalde, viele seien «mit dem Schwimmstadion groß geworden». Das Freibad sollte «nach und nach, wie das Schloss, auf Vordermann gebracht» und wieder besucherfreundlicher werden. Er zitierte aus einer alten Finsterwalder Badeordnung aus dem Jahre 1929, als die Badeanstalt den Sommer über von 5 bis 21 Uhr geöffnet gewesen sei – in diesem Jahr lädt das Freibad lediglich im Juli und August von 10 bis 20 Uhr zum Besuch ein.

«Uns ging es schon schlechter als 2007, trotzdem blieb das Schwimmstadion erhalten», «Vermiest uns nicht die Sommerferien», «Pack’ die Badehose ein… und dann raus ins Freibad» war u. a. auf den vielen Transparenten zu lesen. Eine Schülerin von der Grundschule Nord übergab eine Liste mit 130 Unterschriften für den Erhalt des Schwimmstadions. «Ohne dieses Bad fehlt was in Finsterwalde», meinte Marion Scholz am Rande. Die junge Mutti kam mit Töchterchen Joseffa im Kinderwagen zur Demo. «Mit ihr gehe ich gern zum Babyschwimmen in die Schwimmhalle, unsere Große, die zwölfjährige Laura, geht mit ihren Freundinnen lieber ins Freibad. Das darf nicht sterben.»

Am 30. Juni – dem Tag der Saisoneröffnung – könnte hier Leben herrschen. Die Stadtverordnete Hannelore Elmer verteilte grüne Zettel, mit denen sie ab 10 Uhr zum Anbaden einlädt – und verspricht: Für die ersten 50 Kinder bezahlt der SPD-Ortsverein den Eintritt. Zum Ferienstart am 12. Juli veranstalten die Jusos ein Kino-Openair, Beginn 21 Uhr, auch hier ist der Eintritt frei.



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