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«Tun alles, um das Bad zu erhalten»

Finsterwalder Schwimmstadion geht morgen in die 53. Saison

Autor
db
 
Datum
29/06/2007
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichworte
freibad
schwimmstadion
Foto/Abbildung
db

Kraft Stöber: Wasser hat eine Temperatur von 19 Grad Celsius.

Finsterwalde. Menschen mit 53 haben in aller Regel Falten und Furchen im Gesicht, Schwimmbäder in dem Alter sind längst von Rissen gezeichnet. Auch das Finsterwalder Schwimmstadion kann sein Alter nicht verbergen – hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Alles hat den Vorwendecharme. Doch die gute Nachricht: Das alte Bad ist topfit. Die Technik funktioniert, das Wasser ist hygienisch sauber, wie Kontrollen gestern ergaben. Die Saison kann am Sonnabend endlich beginnen.

Seit Ende April sind Kraft Stöber und sein Team vom Bäder- und Sportstättenbetrieb dabei, das große Areal am Ponnsdorfer Berg auf den neuen Badebetrieb vorzubereiten. Dazu gehört: Das Wasser, das den Winter über steht, damit das Becken nicht kaputt geht, ablassen, ein Riesengelände reinigen und das Gras mähen, 180 Kilo Farbe auf die Beckenwände und den Sprungturm streichen, die Technik in Gang bringen und an vielen Stellen den Verschleiß reparieren.

«Wir fahren das Freibad nicht bewusst gegen den Baum», wehrt sich Stöber gegen öffentliche Vorwürfe – auch bei der jüngsten Demo auf dem Marktplatz. «Wir tun alles, um es zu erhalten.» Im vorigen Jahr erst sei ein neuer Kompressor für 6 000 Euro eingebaut worden, damit das Wasser gereinigt werden kann. «Natürlich wird damit aus einer 53-Jährigen keine 20-Jährige. An dem Zustand des Freibades hat sich seit der Wende nichts geändert – von der Rutsche abgesehen, die 1991 eingebaut wurde», so Stöber. So sei vieles nicht mehr zeitgemäß: der rauhe Betonfußboden im Planschbecken ebenso wie die Zirkulation des Wassers: Die erfolgt noch durch Düsen und Abläufe auf dem Beckengrund, die Norm ist heute ein Überlauf, wo der Schmutz von der Oberfläche über den Beckenrand verschwindet. «Wenn wir an einer Stelle anfangen mit dem Modernisieren, verlieren wir den Bestandsschutz», macht Stöber auf ein Problem aufmerksam.

Damit sich die Besucher dennoch wohl fühlen, muss manches mit Mehraufwand erkauft werden. «Weil die Wasserzufuhr für das Planschbecken nicht mehr richtig funktioniert, das Wasser aber täglich gewechselt werden muss, pumpen wir jeden Morgen angewärmtes Wasser vom großen Schwimm- in das Kleinkinderbecken – Arbeit für zwei Stunden.» Dabei habe er ohnehin Probleme, das Personal abzusichern, so Stöber: «Wir öffnen in diesem Jahr bis zum 2. September täglich von 10 bis 20 Uhr und damit eine Stunde länger als im Vorjahr – damit gehen wir personell an die Grenze des Machbaren» , meint der Bäderleiter.

Inwieweit der städtische Kraftakt, das Bad wenigstens für zwei Monate im Jahr – zusätzlich zur Schwimmhalle – zu öffnen auch durch viel Besuch belohnt wird, bleibt abzuwarten: 2005 kamen keine 9.000 Leute, im vorigen Jahr waren es 11.200, früher sind hier 3.000, ja sogar bis zu 5.000 gezählt worden – täglich! Am Eintrittsgeld könne es nicht liegen, wenn Finsterwalder lieber an den Seen der Umgebung badeten, statt im Schwimmstadion, wo Kinder unter Aufsicht sind, Besucher auf einer langen Rutsche rutschen, vom Zehn-Meter-Turm springen können und Familien viel Schatten im Grünen finden: «Seit Jahr und Tag bezahlen bei uns Erwachsene zwei Euro, Ermäßigte und Behinderte 1,50 Euro, Kinder einen Euro für den ganzen Tag – nach 18 Uhr halbiert sich alles noch mal.»

Am Eröffnungstag wird es sogar noch billiger: Der SPD-Ortsverband spendiert für die 50 ersten Kinder den freien Eintritt. Ansonsten laden die Tischtennisspieler morgen zum Spielspaß ein, das Fitnessstudio «Fit in» zum Training auf dem Ergometer und zu einem gesunden Drink. Junge Feuerwehrleute lassen Fontänen spritzen – wenigstens was fürs Auge, falls Petrus nicht gerade zum Baden einlädt. Doch am Sonntag soll das Wetter mit 24 Grad Wärme wieder besser werden.

Übrigens: Eine Sorge hat Kraft Stöber nicht: Anders als in vielen anderen, sogar jüngeren Freibädern sind die Becken im Finsterwalder Stadion der Freundschaft trotz ihres hohen Alters dicht und lassen kein Wasser durch – «unsere Altvorderen haben damals ganze Arbeit geleistet». Deshalb hängen ja so viele am «Werk unserer Väter».



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