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Finsterwalder Schwimm-Club-Geschichte(n)

Neptun 08 hat zum 100-jährigen Jubiläum erstaunliche Publikation «Gut Naß!» herausgebracht

Autor
Jürgen Weser
 
Datum
06/03/2008
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichworte
geschichte
jubelbuch
Foto/Abbildung
Jürgen Weser

Die Titelseite der Vereinsgeschichte von Neptun 08.

Service Preis: fünf Euro

Das Buch ist im Eigenverlag in einer Auflagen höhe von 1000 Stück erschienen, von denen vierhundert zum moderaten Preis für fünf Euro noch käuflich zu erwerben sind.

Finsterwalde. Das ist bisher einmalig in der Geschichte des Sports im Elbe-Elster-Kreis: Ein hundertsiebzig Seiten dickes Buch zur Geschichte einer Sportart in einer Stadt ist erschienen. Im Eigenverlag hat der Sportverein Neptun 08 Finsterwalde unter Hauptverantwortung von Christian Homagk Finsterwalder Schwimmsportgeschichte gesammelt und aufgeschrieben.

«Gut Naß und Sport frei!» ist die Publikation benannt, mit der sich Neptun 08 das erste Geschenk zum einhundertjährigen Geburtstag des Vereins in diesem Jahr selbst gemacht hat.

Beitrag zur Regionalgeschichte

Der Motor für die Erstellung des umfangreichen Kompendiums über «Finsterwalder Schwimm-Club-Geschichte(n)», wie es im Untertitel heißt, war Christian Homagk. Kein Wunder, sammelt er doch seit Jahrzehnten alles, was über den Verein von ihm und anderen geschrieben wurde, was aus Archiven und von Ehemaligen des Sport- und Vereinslebens zu erfahren war. In Zusammenarbeit mit Renate Poetzsch und Franz Neundorf ist ein ansprechendes und unterhaltsames Buch entstanden, das aus Sportsicht einen Beitrag zur Finsterwalder und zur Regionalgeschichte leistet.

Die Reaktionen auf die Veröffentlichung sind vor allem positiv. Zum ersten Mal, so würdigt auch Kreissportbundchef Detlev Leißner, hat ein Sportverein im Elbe-Elster-Kreis eine derart umfassende Dokumentation der eigenen Vereinsgeschichte vorgelegt.

Beim Durchblättern wird schnell klar, dass der Leser einen Querschnitt durch das gegenwärtige und vergangene vielfältige Vereinsleben der Sektionen vom Schwimmen über Gymnastik bis zu Fußball und Triathlon und zu zahlreichen Aktivitäten außerhalb der Wettkampfarenen vor allem durch viele Erlebnisberichte erzählt bekommt. So berichtet Susann Kaspar über ihre Schwimmlaufbahn in den 90er Jahren, Marion Zeißig und Gudrun Hartmann kommen als Übungsleiter und Funktionäre zu Wort, Marlies Homagk und die ehemalige Vereinschefin Renate Engel berichten über ihre Verbundenheit zum Verein. Und Bernhard Radigk erzählt Rennsteiglauf-Geschichten, um nur einige Beispiel zu erwähnen.

Schwimmsportlegenden wie Hanne Weinert, Rudi Smalla, Günter Kösling und Hilmar Laube kommen selbst zu Wort oder über sie wird berichtet wie über viele Helfer des Vereins.

Der Leser erfährt in einem bunten Kaleidoskop von der Idee zur Gründung eines Schwimmvereins «Im Winter 1907 beim Eislaufen», über die Vereinsgründung am 25. Juni 1908 als bürgerlicher Schwimmverein und seine verschiedenen Stationen wie der Fusion mit den Arbeitersport-Wasserballern, über die DDR-Geschichte des Vereins als BSG Fortschritt und das Aufgreifen der Nullacht Tradition ab 1990. All das wird mit zahlreichen Zeitungsdokumenten belegt wie auch die Geschichte der Schwimmbäder von Lehmanns Flussbad über das 1922 eröffnete Prochnow-Bad, das Schacke-Bad, das für DDR-Verhältnisse Vorzeige-Schwimmbad im Norden der Stadt bis hin zur lang ersehnten Schwimmhalle ab 1978 für den erfolgreichsten Schwimmsportverein im damaligen Bezirk Cottbus.

Geschichten von Gerhard Kieß über Anteilsscheine in den 20er Jahren und die Badeordnung von 1929 lassen schmunzeln, eine Seite über den Besuch in der Reichshauptstadt 1935 löst mit dem Abschlusssatz ein bisschen Verwunderung aus. Viel erfährt der Leser über die «Fortschritt»-Erfolge und durch den Verein organisierte sportliche und gesellschaftliche Höhepunkte.

Homagk selbst fehlt

Das äußerlich attraktiv gestaltete Heft, das beim Blättern zum Lesen verführt, lebt vor allem durch zahlreiche Erlebnisberichte und von vielen Zeitdokumenten. Allerdings bleiben Wünsche offen. So hätte man sich ausführlichere Beiträge über Christian Homagk selbst als jahrzehntelangen Motor des Vereins gewünscht oder auch eine Würdigung der Leistungen des TZ-Trainers Jürgen Hartmann, der viele Schwimmtalente zu Erfolgen geführt hat. Auch das mosaikartig bunte Allerlei als Gestaltungsprinzip ist nicht unbedingt hilfreich. So muss sich der interessierte Heimatgeschichtler die Geschichte der Schwimmbäder und des Vereins selbst ziemlich mühselig aus unterschiedlichen Buchstellen zusammenpusseln. Schwerpunktsetzung wäre da hilfreich gewesen wie auch eine zusammenfassende Zeitleiste.

Insgesamt ist jedoch eine bestaunenswerte Sportpublikation gelungen, die ihresgleichen sucht und vielleicht andere Sportvereine zur Nachahmung animiert.



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