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Homagk gegen „Schnulli“ im Bad

Heute auf der Tagesordnung der Stadtverordneten: die Sanierung des Hallenbades

Autor
Dieter Babbe
 
Datum
27/01/1999
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichwort
schwimmhalle

Finsterwalde. Unbestritten: Die 20 Jahre alte Finsterwalder Schwimmhalle ist sanierungsbedürftig - sie soll gar erhebliche Baumängel aufweisen, sagt die Stadt. Allerdings: Im Zuge einer Sanierung daraus ein Spaßbad zu machen, das stößt auf erheblichen Widerstand - bei den Sportlern jedenfalls, wie Leser-Reaktionen zeigen.

Wer von Spaßbad rede, der wisse nicht wovon er rede, geht der Vorwurf des Stadtverordneten Christian Homagk (FDP) an Abgeordnete wie an die Verwaltung. „Keiner der Badnutzer geht nach Hause, ohne Freude genossen zu haben“, schreibt Homagk - und weiter: „Sicherlich ist sie zur Zeit etwas getrübt durch Alterserscheinungen des Baus, auch durch oftmals vermißte Reinlichkeit und kaum spürbare Bemühungen des Personals um die Badegäste und die Bürger in den Vereinen. Doch das Bad an sich, die Sportmöglichkeit für groß und klein, die Wasserqualität und Wärme, die Sprunganlage - das Bad ist seit 20 Jahren Spaß-Quelle.“ Riesenrutsche, Whirl-Pool, Getränke-Automat und Fastfood am Beckenrand sei übertriebener „Schnulli“, meint der Stadtverordnete. Selbst aus Senftenberg, wo es ein Spaßbad gibt, kämen gern Besucher nach Finsterwalde zum Schwimmen. „Alles was größer, was aufwendiger wird, gefährdet den Bestand der Schwimmhalle“, spielt Homagk auf die schon jetzt hohen Betriebskosten an, die in keiner Weise durch Eintrittsgelder gedeckt werden, dafür aber die Stadtkasse belasten.

400 Besucher täglich

Die Spaßbad-Debatte werde von Leuten losgetreten, „die ein- bis zweimal im Jahr die Schwimmhalle sehen und nun feste Größen bei der Entscheidungsfindung sind“, schaltet sich auch Marlies Homagk, die Vorsitzende vom Neptun-Verein, in die Diskussion ein. Schüler aus zwölf Schulen, Mitglieder aus einem Behinderten- und aus einem Sportverein, insgesamt bis zu 400 Bürger besuchen täglich die Schwimmhalle, hat Frau Homagk nachgerechnet - „deren Wohlbefinden im Spaß am Bad liegt“.

Warnung vor Aktion

Die Attraktivität des Bades ließe sich erhöhen, wenn behindertengerechte Wege in die Halle führen, Wassertemperaturen auch Gymnastik und Babyschwimmen zuließen, regt Frau Homagk an. Vor einem Spaßbad im Sinne von Aktion mit Riesenrutsche, Wellenbad, Strömungskanälen könne sie nur warnen, „diese Späße sind ein Schlag gegen die Sicherheit der Badegäste“.

In den Ausschüssen sprachen sich jedoch etliche Abgeordnete für eine Aufwertung des Hallen- in Richtung Spaßbad aus - für den Fall, daß Fördergeld für eine Sanierung fließt. „Natürlich muß das Schwimmen weiter möglich sein“, so Günter Haferland, der den Begriff „Spaßbad“ in die parlamentarische Debatte warf. „Was spricht aber dagegen, wenn sich Besucher im Sommer auf einer Terrasse sonnen oder die Kinder ins Wasser rutschen können. Das macht nicht nur das Bad, sondern auch unsere Stadt attraktiver“, meint Haferland zu den Argumenten der Spaßbad-Gegner.

Damit schwimmt er in dieser Sache mit dem Bürgermeister auf einer Wellenlänge - wobei es auch Johannes Wohmann lediglich um eine „teilweise Erweiterung“ des Bades geht. Wenn die Stadtverordneten heute abend einer Vorlage zur Sanierung der Schwimmhalle zustimmen, dann geben sie 250 000 Mark aus dem städtischen Haushalt frei - die aber lediglich ausreichen, um die Planungskosten zu bezahlen.



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