Karte
 

«Ausruhen kann man sich, wenn man tot ist»

RUNDSCHAU-Serie: Die Neuen in den Parlamenten

Autor
Mathias Fritsche
 
Datum
17/01/2004
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichwort
marlies homagk
Foto/Abbildung
Mathias Fritsche

Marlies Homagks Leben lässt sich nur schwer in Beruf und Privat trennen. Ob als Lehrerin oder Vereinsvorsitzende von 347 Mitgliedern im SV Neptun 08 Finsterwalde dreht sich alles um den Sport. Die 53-Jährige teilt diese Leidenschaft auch mit ihrem Mann und den zwei Kindern. Wenn es die Zeit zulässt, singt Marlies Homagk, so wie man es von einer Sängerstädterin erwarten würde, im Frauenchor. Auf Reisen und kurz vor dem Schlafengehen liest die Finsterwalderin immer gern ein gutes Buch, bevorzugt Geschichtsromane oder Biografien. Wird alles einmal zu bunt, dann sorgt auch der Hund für den nötigen Ausgleich. Als Stadtverordnete ist Marlies Homagk Vorsitzende des BSSK-Ausschusses (Bildung, Soziales, Sport und Kultur).

Finsterwalde. Heute im RUNDSCHAU-Interview die neue Finsterwalder Stadtverordnete Marlies Homagk (Bürger für Finsterwalde – BfF). Die Serie stellt die Neuen in den Parlamenten vor – und was sie sich vorgenommen haben.

Warum wollten Sie jetzt Stadtverordneter werden?

Ich war schon Beratender Bürger im gleichen Ausschuss. Da durfte man zwar Ratschläge geben, hatte aber keinen Einfluss auf die Abstimmung. Dieses Dilemma verärgerte mich. Der Wunsch, selbst abstimmen zu können, wuchs und deshalb habe ich mich als Kandidat aufstellen lassen. Weiterhin ärgerten mich auch die persönlichen Diskussionen in der letzten Legislaturperiode. Die Sachpolitik litt darunter. Ich weiß, dass diese Arbeit viel Zeit beansprucht. Dafür möchte ich auch einen Teil meiner Bürgernähe, sprich die Freizeit im Chor und im Verein aufgeben. Das ist es wert. Ausruhen kann man sich, wenn man tot ist.

Wie sehen Sie die Zukunft Finsterwaldes?

Wenn ich überlege, was in den letzten zehn Jahren nicht ganz so positiv verlief, so hoffe ich, dass wir mit diesen Erfahrungen in den fünf Jahren jetzt mehr anfangen und erreichen können. Eine wichtige Sache für mich ist das vier Millionen Euro Projekt Schwimmhalle. Der Bau schreitet voran, aber ein Konzept fehlt noch immer. Meine ersten Versuche dazu scheiterten im letzten Sommer, weil es nach Ansicht der Abgeordneten die «falsche Zeit» war. Da bin ich aber anderer Meinung. Es ist wichtig, vorher zu wissen, wie hoch die Gebühren und Eintrittspreise sind. Die alte Schwimmhalle bot eine gute Abwechslung. Es war eine Sportstätte für Vereine, ein Ort für den Unterricht und die Erholung der Finsterwalder. Dies funktioniert aber nur, wenn alles zusammenläuft. Es ist schwer genug, darauf Einfluss auszuüben, wenn auf jeden Pfennig geschaut wird. Im Moment ist der Haushalt gesperrt. Es ist wünschenswert, dass dieser wieder ausgeglichen ist. Das wiederum beißt sich aber mit dem Wunsch, die Schwimmhalle bezahlbar zu machen. Ein Nutzungskonzept ist darum vorher nötig, um zu klären, wie man die Schwimmhalle erwirtschaften kann. Denn auch wenn die Schulen auf die Eröffnung warten, müssen die Bürger wieder angelockt werden.

Wie sind die ersten Erfahrungen und Eindrücke?

Meine Sturm-und-Drang-Phase habe ich hinter mir. Mit meinem Erfahrungspotenzial bin ich gut vorbereitet, denke ich. Was ich aber nicht so erwartet hätte, ist der Fraktionszwang. Früher hatte man immer das Gefühl, dass schon alles klar war, bevor man sich traf. Jetzt spüre auch ich diese Zwänge, habe das aber eingesehen. Die Sacharbeit soll ja im Vordergrund sein. Leider merkt man aber immer noch deutlich alte Differenzen.