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Alter Säbel im Stadionsand

Schwimmstadion der Freudschaft wird am 15. August 50 Jahre alt

Autor
Dieter Babbe
 
Datum
15/05/2004
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichworte
freibad
geschichte
Foto/Abbildung
Dieter Babbe

Der Gartenverein 1954 beim Einsatz im Schwimmstadion.

Meine Erinnerungen

Als das Finsterwalder Freibad entstand

Hunderte Finsterwalder haben vor 50 Jahren mit der Schippe in der Hand am Ponnsdorfer Berg eines der modernsten Schwimmstadien der DDR errichtet. Vera Unverricht und Christian Homagk waren nur zwei der Helfer von damals, die sich erinnern, die einst Fotos geschossen und jetzt hervorgekramt haben. Haben Sie auch welche – Bilder und Erinnerungen an den Bau des Schwimmstadions und was Sie dabei erlebt haben? Erzählen Sie auch Ihre Episode, wie Sie hier das Schwimmen erlernt, Ferienlager besucht oder bei Spartakiaden und anderen Wettkämpfen Medaillen geholt haben. Unsere Adresse: Lausitzer Rundschau, 03238 Finsterwalde, Leipziger Straße 8.

Finsterwalde. Es ist ein Jahr der hohen und runden Geburtstage: Der Bürgermeister war 50, das Sängerfest wird es auch. Das alte Stadion des Friedens, immerhin 51 Jahre jung, ist gerade erst auf modern getrimmt worden. Solch eine Kur wird ein anderer Jubilar wohl nicht mehr erleben – oder doch? Jedenfalls: Das Schwimmstadion hat am 15. August fünf Jahrzehnte hinter sich. Da werden bei vielen Finsterwaldern Erinnerungen wach.

Vera Unverricht war damals 19 Jahre jung. Nachdem sie bereits ein Jahr zuvor beim Bau des Stadions in der Bürgerheide mithalf, zog sie 1954 an vielen Nachmittagen und Wochenenden mit der Schippe zum Ponnsdorfer Berg. Hier entstand im Nationalen Aufbauwerk (NAW) eines der modernsten Schwimmstadien der DDR. «Man hatte manchmal den Eindruck, die ganze Stadt ist auf dem Bau» , hat Vera Unverricht das Bild von vielen Menschen vor Augen. Sie war bei den Arbeitseinsätzen vom Gartenbauverein dabei. «Fürs Arbeiten gab es ja kein Geld, aber die Helfer bekamen Holz, um sich eine Laube bauen zu können» , erinnert sich die 69-Jährige. Bei den Schachtarbeiten sind etliche merkwürdige Gegenstände zum Vorschein gefunden. Jemand hatte ein riesengroßes Horn vorgebuddelt – und Vera Unverricht hat es fotografiert.

An solche «Schätze» kann sich auch Christian Homagk noch erinnern. Der damals 13-Jährige hat noch im Alten Schwimmbad unweit vom Langen Damm das Schwimmen bei Hans Weinert, dem späteren Schwimmmeister im neuen Freibad, erlernt. Christian hat wie alle anderen auch Loren mit Sand vollgeschippt. Und dabei kam ein alter Säbel zum Vorschein. «Zur damaligen Zeit kein ungefährlicher Fund – acht Jahre nach dem Krieg galt das als verbotener Waffenbesitz.» Homagk musste den Säbel abliefern, ohne je erfahren zu haben, wo das Ding gelandet ist: «Ich vermute, der Vorarbeiter hat ihn eingesteckt.»

Viele andere, vor allem sportliche Geschichten schrieb das «Schwimmstadion der Freundschaft» , wie es offiziell heißt, erlebt – nachdem es zum ersten Sängerfest 1954 feierlich und unter großer Anteilnahme der Finsterwalder und vieler Dörfler eröffnet wurde. 1956 fanden hier die DDR-Jugendmeisterschaften im Schwimmen, 1958 und 1960 Jugendländerkämpfe mit Polen und Schweden statt, 1961 gab es sogar Deutsche Meisterschaften der DDR in Finsterwalde, und 1981 ein Verbandsfest des Deutschen Schwimmverbandes. Nach der Wende haben eine neue Umwälzanlage (1991) und eine 60-Meter-Rutsche (1993) für mehr Attraktivität gesorgt. Von einer Modernisierung der betagten Sportstätte war bislang im Rathaus nicht die Rede, stattdessen von einer möglichen Schließung . . .

Doch im Jubiläumsjahr, wo das 16 Gad «warme» Wasser seit letztem Wochenende lockt, soll sportlich gefeiert werden. Dazu haben sich Stadt und Neptun-Verein ein «Fünfzigerschwimmen» ausgedacht – über das in der nächsten Woche zu berichten sein wird.



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