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Turner zahlen nur Groschen für die Halle

Stadt: Vereine zahlen für Kinder nichts

Autor
Dieter Babbe
 
Datum
18/11/2000
 
Quelle
Lausitzer Rundschau
 
Stichwort
sportstaetten

Finsterwalde. “Was nichts kostet, ist auch nichts wert.” Mit diesem Argument verlangt man im Finsterwalder Schloss Geld von den Vereinen, wenn sie städtische Sportstätten nutzen - was jetzt einen Protest bei Kreissportbund-Chef Leissner auslöste (LR berichtete). Der Stadtverordnete Günter Haferland mischte sich in die Debatte ein - und stellt auch klar: “Sportvereine müssen in Finsterwalde zwar Nutzungsentgelte für Sporthallen und -plätze bezahlen, aber nicht, wenn hier Kinder und Jugendliche trainieren.”

Tatsächlich ist es so: “Wenn ein Sportverein 80 Prozent Kinder und Jugendliche hat, dann zahlt der Verein nur 20 Prozent der anfallenden Hallengebühren”, erläutert Amtsleiterin Barbara Kling und nennt Beispiele: Der Verein Neptun hat fast nur Kinder und Jugendliche in seinen Reihen und entrichtet deshalb ganz wenig Entgelte. Die Turnerschaft zahlt wegen der vielen jungen Turner keine sechs Groschen für eine Stunde in der Doppelturnhalle.

“Dabei”, so ergänzte Barbara Schemmel, bei der Stadt für die Vereine zuständig, “sind selbst die Entgelte, die Vereine für erwachsene Mitglieder zahlen müssen, keinesfalls kostendeckend.” So verursacht die Schwimmhalle in einer Stunde Kosten in Höhe von 208 Mark, ein Finsterwalder Verein zahlt allerdings nur 20 Mark. Die große Sporthalle in der Tuchmacherstraße kostet pro Stunde 49 Mark, ein Verein zahlt lediglich 16 Mark. Und für die neue Turnhalle an der Gesamtschule ist ein Stundensatz von 132 Mark festgesetzt, den Vereine mit 26 Mark zurückerstatten. Barbara Schemmel: “Da viele Vereine in den letzten Jahren ihren Anteil an Kindern und Jugendlichen stark erhöht haben, zahlt kaum einer mehr als die Hälfte der festgelegten Entgelte für Erwachsene.”

Dennoch, so wirft der Stadtverordnete Günter Haferland ein, müsste die Entgeltverordnung an einigen Stellen nachgebessert werden. “So gibt es zunehmend Fälle, dass passive Mitglieder aus ihrem Verein austreten und den Mitgliedsbeitrag als Spende entrichten, damit der Verein bei der Stadt nicht mit Nutzungsgebühren belastet wird.”

Dem hält Barbara Schemmel entgegen: “Mit dieser Verfahrensweise könnten sich die Vereine ins eigene Fleisch schneiden: Fördergelder zum Beispiel vom Landessportbund werden auch nach der Zahl der Mitglieder vergeben.” In der Stadtverwaltung sieht man sich nicht veranlasst, die Entgeltordnung für die Sportvereine, die städtische Sportstätten nutzen wollen, weder grundsätzlich noch im Detail zu ändern.

In den Finsterwalder Sportvereinen stößt die Stadt damit allerdings nach wie vor auf Widerstand wie die zahlreichen Reaktionen am Telefon in dieser Woche beweisen.



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