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"Keine Lust mehr aufs Kachelzählen"

Franz Löschke will sich in Saarbrücken sein EM-Ticket abholen

Autor
Matthias Anke
 
Datum
16/03/2007
 
Quelle
Märkische Allgemeine
 
Stichworte
franz loeschke
triathlon

Triathlon. Blaue Kacheln schimmern im klaren Wasser so herrlich, dass man fast immer mit einem längeren Blick auf ihnen verweilt. Nicht so der Potsdamer Schwimmer Franz Löschke: Vor nunmehr neun Jahren stellte er fest, dass er sie nicht mehr sehen kann, “keine Lust mehr aufs Kachelzählen” hatte, wie er sagt. “Seither bin ich lieber ins Freiwasser gesprungen. Und immer öfter hatte ich mich auch in den Sattel meines Fahrrades gesetzt.” Und wenn ihm beides nicht genug war, zog er sich anschließend noch die Laufschuhe an.

Mittlerweile ist Löschke in allen drei Disziplinen der Beste seiner Altersklasse. Im vergangenen Jahr wurde er deutscher Jugendmeister im Duathlon und Triathlon sowie Gesamtsieger im Deutschlandcup. “Franz ist unser Star”, sagt Ron Schmidt, der die Triathleten des OSC Potsdam trainiert. Am 24. März schickt Schmidt ihn zur Junioren-EM-Qualifikation nach Saarbrücken. Bis dahin zählt Löschke jeden einzelnen Tag mit wachsender Anspannung.

“Ich werde mich dort qualifizieren”, ist sich Löschke sicher. Er traut sich sogar zu, später in Kopenhagen unter die Top Ten zu kommen. Damit wäre er bei der Junioren-Weltmeisterschaft im Herbst in Hamburg dabei. “Jeder Medaillengewinner wäre danach schon für die nächste WM 2008 in Vancouver aufgestellt”, sagt der 18-Jährige bereits davon träumend.

Das ferne Ziel Vancouver steht sogar schon auf den T-Shirts aller sechs Potsdamer Hoffnungsträger zu lesen, an die Trainer Ron Schmidt derzeit glaubt. Franz Löschke steht an der Spitze dieses “Perspektiv-Teams”. Doch der Tumult ist dem Triathleten nicht ganz geheuer. “Lasst mich mein Ding mal machen”, wehrt er deshalb lieber ab. Doch dass ihn ein gewisser Druck auch vorwärts bringt, weiß Löschke schon von kleinauf. Auch als er “Kachelzähler” wurde, habe er selbst eigentlich “nichts dafür gekonnt”. Schließlich wurde Löschke eines Tages aus dem gewöhnlichen Schulschwimmen seiner dritten Klasse heraus einfach in den Leistungssport des SV Neptun 08 in Finsterwalde (Elbe-Elster) gesteckt – ohne Wenn und Aber.

Doch nicht nur der Kacheln überdrüssig, sondern vielmehr nach einer Trommelfellverletzung entdeckte Löschke dann in diesem Verein das Radfahren sowie den Laufsport für sich. Zum sprunghaften Leistungsanstieg kam es allerdings erst 2005 mit seinem Wechsel zur Sport-Eliteschule im Potsdamer Luftschiffhafen. Wenn der gebürtige Finsterwalder dort nun täglich um 7.30 Uhr seine erste Trainingseinheit beginnt, kann er mit Schwimmern ins Becken gehen, die älter und schneller sind als er. “Die spornen mich an”, sagt Löschke. Und wenn sein Trainingstag abends um Acht endet, hatte er dazwischen auch noch genügend Zeit für die Schule. Das Modell “Schulstreckung” erlaubt es Sportschülern wie ihn schließlich, sich ein Jahr mehr für das Abitur zu gönnen.

Ein “ordentliches Abi” wolle Löschke schon machen, auch wenn er nicht an eine Uni will. Sein Ziel ist nämlich die Sportfördergruppe der Bundeswehr in Saarbrücken, wo sein Idol Christian Prochnow trainiert – der Profi-Triathlet, der ebenfalls in Potsdam groß wurde.



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